Komponisten

Eloain Lovis Hübner

Eloain Lovis Hübner
Portraittext

Eloain Lovis Hübner zieht in seinen Kompositionen alle Register ästhetischer und technischer Verfügbarkeiten. In hybriden Klangräumen können sich Instrumentales, Vokales, Elektronisches, Szenisches und Visuelles, Analoges und Digitales in unwirtlicher Dichte und Intensität begegnen. Doch irgendwas ist anders als in vielen betont „immersiven“ Erzeugnissen der Gegenwartsmusik, die inzwischen nicht selten einer gewissen Vordergründigkeit anheim fallen. Irgendetwas in Hübners unruhiger Gemengelage aus unmittelbarer Expressivität und assoziativer Wirklichkeitsblende erscheint dringlicher, ja poetischer als anderswo. Vielleicht liegt das daran, dass das „Theater“ eine so große Bedeutung für Hübner hat, nicht im Sinne von Gattung und städtischer Institution, sondern als ein prinzipiell offener Raum des künstlerischen Agierens und Experimentierens. Und dieser Raum ist in der Regel kein virtueller, sondern ein Raum der Konfrontation … eine Konfrontation freilich, die vor allem mit Andeutungen und Ungreifbarkeiten arbeitet.

In „Drei Menschen, im Hintergrund Hochhäuser und Palmen und links das Meer“ etwa verrät schon der Titel einiges über die ästhetische Disposition: vage und doch situativ, unverbindlich und dennoch aus persönlichem Erleben gespeist, wird ein lebensweltliches Setting in den Raum gestellt: Eine Strandszenerie, die in jedem x-beliebigen Urlaubs-Fotoalbum auftauchen könnte. Doch der deskriptive Habitus täuscht: Es erklingen weder musikalische „Bildbeschreibungen“ noch erzählerisch angelegte „Programmmusik“, das vorgegeben Wiedererkennbare dient nur als Trigger für imaginative Leerstellen, die von jedem Hörer selbst mit Leben gefüllt werden müssen. Hübner hat hierfür den Begriff des „Hörtheaters“ gefunden: „Ein Theater, das nur über das Hören funktioniert und als visuelle Komponente „nur“ das körperliche Agieren der Musiker*innen hat, von dem bereits eine riesige (und auch gezielt steuerbare) Energie ausgehen kann.“ – Der Komponist begreift dabei den „Konzertsaal als einen Erfahrungs- und Erinnerungsraum“, der vom ‚Bewusstseinsstrom’ des Komponisten bewegt wird.

Eloain Lovis Hübner ist ein bemerkenswert (selbst)reflexiver Komponist, der die Mittel und Absichten immer wieder neu justiert. Bei allem Talent zur künstlerischen Sublimierung persönlicher Erfahrung entspricht Eloain Lovis Hübner jedoch alles andere als einem Künstlertypus, der in den wechselnden Stipendiums-Klausen eines globalen Komponistenlebens sein Innerstes nach Außen kehrt. Der Gedanke kollektiver Arbeitsprozesse, inspiriert vom Gießener Theater-Ansatz, ist in den letzten Jahren für die Gestalt vieler seiner Stücke bestimmend geworden, die in flexiblen Produktionszusammenhängen gängige Hierarchien auflösen wollen: „Was mich interessiert: Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem festen Kollektiv, der radikale Diskurs im Team mit der ständigen Möglichkeit, in die jeweils ‚anderen‘ Arbeitsbereiche einzugreifen, weil ohnehin alle Beteiligten immer alle Parameter synästhetisch zusammendenken.“

Dystopie und Utopie – wesentliche Energiefelder, die Eloain Lovis Hübners Hörräume bewegen, und manchmal liegt nur ein Klang zwischen ihnen, oder ein Wort, oder gar nichts…

(gekürzte Fassung des Textes „Kollektive Mehrfachbelichtung“ über Eloain Lovis Hübner von Dirk Wieschollek in der nmz)

Termine

Termine

  1. 22.06.2024, 12:00

    Göttingen

    Eloain Lovis Hübner: "Kreuzungen" für Orchester in 4 Gruppen im Öffentlichen Raum (UA)

    (Die Aufführung wird am 23. Juni wiederholt!)

    Göttinger Symphonieorchester

  2. 25.06.2024, 20:00

    "Unerhörze Musik" im BKA-Theater Berlin

    "25 Jahre Edition Juliane Klein"
    Doppelporträt Seyedi-Hübner

    • Elnaz Seyedi: "Nach neuen Meeren" und "Fields of Time – 2nd Field"
    • Eloain Lovis Hübner: "Trauma und Zwischenraum 3" und "4 Stücke für erweiterte Posaune"
    •Michael Hirsch: "Umbau 1" und "Umbau 2"

    Ensemble LUX:NM

  3. 02.02.2025

    SONIC MATTER, Zürich

    Eloain Lovis Hübner: NEUES WERK (UA) für 10 Stimmen und Elektronik

    Vokalensemble Zürich, Ltg.: Peter Siegwart, Klangregie: Leandro Gianini

Archiv

  1. 10.03.2024, 23:00

    WDR 3, Studio Neue Musik

    Eloain Lovis Hübner: "4 Stücke für erweiterte Posaune"

    Mikael Rudolfsson (Posaune)

  2. 04.03.2024, 19:00

    Societé de Musique Contemporaine Lausanne

    Eloain Lovis Hübner: "Trauma und Zwischenraum 1"

    airborne extended

  3. 31.01.2024, 20:04

    SR2 Kulturradio

    Eloain Lovis Hübner: "ostufer // pizza nicht unter der woche" on poems by Raphael Jacobs

    Elizabeth Wiles (Sopran), Homburger Sinfonieorchester, Ltg.: Jonathan Kaell

  4. 11.12.2023, 19:30

    Dom zu Freiberg

    Eloain Lovis Hübner: "Selbstorganisationen"

    AuditivVokal Dresden, Ltg.: Olaf Katzer

    (Das Konzert wird am 12. Dezember um 19:30 Uhr in der Dreikönigskirche Dresden wiederholt!)

  5. 07.12.2023, 18:00

    Bergkirche Seiffen

    Eloain Lovis Hübner: "Selbstorganisationen" (UA)

    AuditivVokal Dresden, Ltg.: Olaf Katzer

  6. 12.11.2023, 19:00

    Saalbau Homburg

    Eloain Lovis Hübner: "ostufer // pizza nicht unter der woche" für Sopran und Orchester (UA)

    Elizabeth Wiles (Sporan), Homburger Sinfonieorchester, Ltg.: Jonathan Kaell

  7. 19.10.2023

    Catedrala Sfântul Gheorghe, Timișoara (Rumänien)

    Eloain Lovis Hübner: [untitled] (UA)

    AuditivVokal

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