Komponisten

Elnaz Seyedi

Elnaz Seyedi
Portraittext

„Elnaz Seyedi arbeitet als Komponistin innerhalb verschiedener Rahmen, um mitten in der Gesellschaft zu wirken. Sie sucht den Dialog zwischen Menschen und den verschiedenen Kunstformen. Immer wieder führen ihre Interessen hin zur Philosophie“, so heißt es in der Laudatio der Stadt Köln anlässlich der Verleihung des Bernd Alois Zimmermann Stipendium 2017 an Elnaz Seyedi: „Ihre Kompositionen fordern durch ihre Tiefenschärfe eine andere Art des Hörens von den aufführenden Musikern und führen zu einer anderen Art des Hörens und zu einer Sensibilisierung der Wahrnehmung des Publikums. Es ist außergewöhnlich und wohltuend, wie es ihr gelingt, den Klängen so viel Kraft zu verleihen, dass sie unsere Aufmerksamkeit bündeln und wir uns ihnen als Hörer ganz widmen können.“

Seyedis Musik, schreibt Gordon Kampe in der Neuen Zeitschrift für Musik, ist selten heiter. Sie fordert keine aberwitzigen Virtuositäten, wirbelt nicht mit Konfetti im Konzert umher und zündet auch keine Provokations-Raketen. Sie zeichnet sich vielmehr durch eine große Strenge, Ruhe und Klarheit in der dramaturgischen Disposition aus. Seyedi beharrt zwar oftmals – auch für ganze Stücke – auf einer klar umrissenen Klangidee, diese ist allerdings dauernd in Bewegung, wird untersucht und gelegentlich auf die Spitze getrieben: In „Sense of a possibility“ (2017) beginnt das skordierte Violoncello mit einem ruhig zu spielenden As. Zunächst wird der Ton auf seine klanglichen Eigenschaften hin erforscht und mit verschiedenen Griffpositionen und mikrotonalen Nachbarschafts-Tönen angereichert. Nach recht kurzer Zeit ist klar, dass jenes Insistieren keine bloße Einleitungsgeste, sondern die Kernidee des Stücks ist, die sukzessive Raum greift: Immer intensiver wird jenes Insistieren auf As und Ges, das einen immer näher und näher an die Stuhlkante rücken lässt, bis sich alle aufgestaute Kraft schließlich in Pulsen entlädt, die wiederum von einer immensen Spannung umgeben sind. Ungeheurer Ausdruck und Spannung werden, so Gordon Kampe, weniger durch einzelne Klänge als solche erzeugt, sondern vielmehr durch die immer wieder anderen Verbindungen zwischen ihnen.

Dabei lässt Elnaz Seyedi den Ausführenden einen großen Raum, die Klänge selbst zu formen, zu greifen und ihnen zuzuhören. Zwar ist ein metrischer Grundpuls stets spürbar, würde die Musik jedoch stur durchgezählt, sie verlöre vieles von ihrem Wesenskern, nämlich stets „dazwischen“ zu sein. Trotz solch interpretatorischer Freiheiten lenkt dennoch stets die Komponistin die Aufmerksamkeit der RezipentInnen auf Elemente, die ihr wichtig erscheinen. Nie geschieht das allerdings didaktisch, da das Gehörte unablässig aus unterschiedlichen Perspektiven oder „detaillierten Blicken“ betrachtet werden kann.

Ersetzte man das Wort „Melodie“ aus Ernst Kurths berühmten Grundlagen des linearen Kontrapunkts (1917) durch das Wort „Klang“, so könnte Kurths Definiton von Melodie auch auf die Musik von Elnaz Seyedi Anwendung finden: „Melodie ist strömende Kraft. Der eigentliche Grundgehalt einer melodischen Linie ist das Werden, das Andrängen zur Form, das stets rezent in ihr liegt und das als lebendige Energie in ihr voll empfunden werden muss.“

Termine

Termine

  1. 22.05.2025

    Goethe Institut, Freiburg

    Elnaz Seyedi: "Nach Neuen Meeren"

    False Relationships and the Extended Endings Ensemble

  2. 13.07.2025, 20:00

    Ensemblehaus, Freiburg

    Elnaz Seyedi: "dazwischen als statischer Sonderfall"

    ensemble recherche

Archiv

  1. 26.04.2025, 00:19

    Nationaltheater Mannheim, Werkraum

    Elnaz Seyedi / Ehsan Khatibi und Johannes Abel "Der Fremde" nach Albert Camus (UA)

    Amelia Scicolone (Sopran), Patrick Zielke (Bass), Michael Ransburg (Sprecher), OrchesterMitglieder des NTO, Ltg.: Mark Johnston

  2. 26.04.2025, 19:00

    Hospitalkirche, Stuttgart

    Elnaz Seyedi: "audible landscapes IV"

    Andrew Digby, Posaune; Pascal Pons, Schlagzeug

  3. 22.04.2025, 20:00

    Werkraum, Göttingen

    Elnaz Seyedi: "audible landscapes IV" (UA)

    Andrew Digby, Posaune; Pascal Pons, Schlagzeug

  4. 04.04.2025

    Philharmonie, Luxemburg

    Elnaz Seyedi: "DUNST – als käme alles zurück"

    Einat Araonstein und Birte Schnöink (Stimme), Ensemble Ascolta, Ltg.: Friederike Scheunchen

  5. 14.03.2025

    Skulpturhalle, Basel

    Elnaz Seyedi: "Monolog" (Version für 3 Posaunen)

    les trombones de bâle

  6. 06.03.2025

    RTP 2, Radio Portugal

    Elnaz Seyedi: "frames II"

  7. 28.02.2025, 19:39

    Motorenhalle des riesa efau, Dresden

    Elnaz Seyedi: "Fragmente einer Erinnerung"

    ensemble courage, Ltg.: Jan Michael Horstmann

  8. 23.02.2025, 20:03

    radio3 vom rbb, "Konzert"

    Elnaz Seyedi: "Fragmente einer Erinnerung"

    Ensemble Meitar

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