Komponisten
Stefan Pohlit

Portraittext
Stefan Pohlit versteht sich als interkultureller Komponist, der in seiner Musik eine Überwindung traditioneller kultu-reller Setzungen anstrebt. Sein Ideal ist eine Musik, die sich standardisierter Ton- und Harmoniesystemen ent-zieht. Es geht ihm in seiner Musik nicht um Stilkopien, sondern um das Finden einer aus verschiedenen Bereichen gespeisten eigenen Sprache. „Ich glaube nicht an einen von außen subventionierten Kulturaustausch“, so Pohlit. „Interkulturalität kann man nicht aufpfropfen oder erfinden. Sie lebt vielmehr schon lange in einer Vielzahl von Menschen, die nationale Begrenzungen in ihrer Persönlichkeit aufgehoben haben und auf der Suche nach der ‚eigenen Kultur‘ sind.“
Bereits in jungen Jahren unternahm Stefan Pohlit längere Reisen, wohnte beispielsweise in Plovdiv (Bulgarien) und war Gast in Bukarest. Ab 1999 begann er Arabisch und den Islam zu studieren, bereiste den Mittleren und Fernen Osten und besuchte den Arabisch-Kurs des Institut Bour-guiba in Tunis ebenso wie zahlreiche Sufi-Gemein-schaften in verschiedenen Ländern. Ein Stipendium der Landesstiftung Baden-Württemberg führte ihn 2003 zum ersten Mal für längere Zeit in die Türkei. 2007 übersiedelte er als Doktorand mit einem DAAD-Stipendium nach Istanbul, wo er 2011 den Doktorgrad mit einer Dissertation über das Stimmungssystem des Qānūn-Virtuosen Julien Jalâl Ed-Dine Weiss erlangte.
Stefan Pohlits Musik ist durch die Erforschung des „Sinns“ in der Musik geprägt. In seinen Werken untersucht er die diskreten Verbindungen zwischen musikalischer Substanz und den bestimmenden geistigen und gesellschaftlichen Knotenpunkten des 21. Jahrhunderts. Er unternimmt den Versuch, das musikalische Erbe des Abendlandes im Dialog mit östlichen und antiken Traditionen neu zu erfinden. Im Hintergrund von Pohlits Kompositionen stehen dabei die Beschäftigung mit so unterschiedlichen Momenten wie den verschiedensten mystischen Strömungen der Weltkulturen, der Ethnologie, der Anthropologie, Methoden des Strukturalismus ebenso wie der neo-pythagoreischen Harmonik Hans Kaysers zur Aufdeckung von Denkmustern und in sich geschlossener, polarisierender Systeme.
Wichtigster musikalischer Aspekt seiner kompositorischen Arbeit ist dabei ein vielschichtiger, hochdifferenzierter und reflektierter Umgang mit der Harmonik. So bezeichnet Michael Rebhahn etwa Stefan Pohlit als einen „Erforscher neuer Potentiale der Harmonik“. In der mikrotonalen Tonsprache seiner Kompositionen untersuche Stefan Pohlit komplexe harmonische Beziehungen, in denen er die Erweiterung einer emotionalen Musikerfahrung anstrebe. Dabei, so Rebhahn, „ist der Begriff der ‚Stimmung‘ ganz wörtlich zu nehmen: Die nicht temperierten Intervallverhältnisse in Pohlits Musik sollen auf innere, seelisch erfassbare Tonräume verweisen.“ Ähnlich beschreibt es auch Stefan Pohlit, wenn er sagt: „Für mich ist einer der faszi-nierendsten Aspekte der Musik, dass sie tatsächlich Emo-tionalität transportiert – und zwar auf eine tiefere Weise, als dies meist beschrieben wird. Und für mich ist der rein musikalischste Aspekt der Musik dafür die Harmonik. Ich glaube, die innere Spannung meiner Musik wäre nicht möglich, wenn es nicht alles so konkret auf harmonischen Beziehungen fußen würde. Ich will in meiner Musik zeigen, dass darin eine Wahrhaftigkeit liegt – und uns deswegen involviert.“
Termine
Termine
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10.12.2019
Theaterhaus Stuttgart, "Südseite Nachts"
Doppelporträt: "Ulrich Kreppein / Stefan Pohlit":
Ulrich Kreppein:
• "2. Streichquartett"
• NEUES WERK (UA) für Akkordeon und Streichquartett
Stefan Pohlit:
• "rain" für Streichquartett
• "Dr. X" (UA) für Akkordeon
Andreas Borregaard (Akkordeon), SONAR Quartett
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30.04.2020, 20:00
hr-Sendesaal
Stefan Pohlit: "M/S Baris Manco" für Orchester (UA)
hr Sinfonieorchester, Ltg.: Lucas Vis
Archiv
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30.06.2019
Festival Alba Nova, Belgien
Stefan Pohlit: "rain"
SONAR Quartett
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15.12.2018
Bilkent-Universität in Ankara
Stefan Pohlit: "M/S Barış Manço" (UA) für Tuba
Jack Adler-McKean (Tuba)
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26.10.2018, 19:00
Bochum, Anneliese Brost Musikforum Ruhr
Stefan Pohlit: "rain"
Streichquartett des Ensemble Musikfabrik
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22.04.2018
Bienen School of Music, Chicago
Stefan Pohlit: "rain" für Streichquartett (Workshop und Uraufführung)
JACK Quartet
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22.03.2018
Staatl. Konservatorium Samsun (Türkei)
Stefan Pohlit: "XY" für Santur, Schlagzeug, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass (UA)
Ensemble "Omnibus", Taschkent
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15.03.2018
Zürcher Hochschule der Künste
Stefan Pohlit: "Rose und Nachtigall" für Percussion und Blockflöten
Duo Böhlen Guttmann
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10.03.2018, 19:30
Internationales Halleiner Schlagzeugfestival (Österreich)
Stefan Pohlit: "Rose und Nachtigall" für Percussion und Blockflöten
Duo Böhlen Guttmann
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14.11.2016
Deutschlandfunk
"Musikszene Türkei - Quo Vadis" - Gespräch mit dem Komponisten Stefan Pohlit