Komponisten
Michael Hirsch
Portraittext
„Die Dichotomie von konstruierender Planung einerseits und einem quasi-vegetativen Wuchern des Materials andererseits ist in meiner kompositorischen Arbeit fast immer die wesentliche formbildende Kraft, die zudem kontrolliert wird von einem gewissen dramaturgischen Denken.“ In aller Knappheit hat Michael Hirsch hier auf den Kern seiner Musik hingewiesen. Sie ist geprägt von klaren musikalischen Formen und Strukturen, die wahrscheinlich auf Hirschs Leidenschaft für die europäische Kunstmusik von ihren Anfängen bis heute zurückzuführen sind, sowie einem „quasi-vegetativen Wuchern des Materials“, dessen Wurzeln sich sicherlich in Hirschs Arbeit als Darsteller und Performer finden lassen.
Zentral an Hirschs Aussage ist dann aber das „dramaturgische Denken“, das alles „kontrolliert“. Diese formbildende Kraft seiner Stücke offenbart sich in unterschiedlichen Ausprägungen in fast allen Kompositionen Hirschs: sei es in Form von außermusikalischen Elementen, die in ein Musikwerk szenisch-aktionistische Momente einbringen, wie es speziell in seinen frühen Kompositionen wie „Beschreibung eines Kampfes“ (1986-92) oder „Hirngespinste“ (1996) vorherrschend war, sei es in Form von gelegentlichen szenischen Irritationen wie z.B. in seinen Kammermusiken „Passagen Szenen“ (1997) oder „Chronik in Augenblicken“ (2001), sei es als bloße dramaturgische Idee, die quasi subkutan agiert ohne sich vordergründig zur Schau zu stellen, wie z.B. im „Streichquartett“ (2008).
Geradezu exemplarisch findet sich Hirschs Art des dramaturgischen Denkens in seinem Kompositionszyklus „Das Konvolut“ für Mezzosopran, Bariton, Sprecherin, 2 Sprecher, großes Ensemble und Zuspielungen (2001-2011). Der einstündige Zyklus besteht aus vier Volumina, das jedes für sich gespielt werden kann, die aber konzertant wie szenisch auch gesamt aufgeführt werden können. Jedes Volumen setzt sich wiederum aus mehreren simultan aufführbaren Einzelstücken zusammen, darunter Kammermusiken, szenische und halbszenische Miniaturen für Sänger oder Darsteller, elektronische Musik, improvisatorische Passagen und durchkomponierte größere Einzelkompositionen. In dieser Komposition hat Hirsch auf paradigmatische Weise ausgelotet, wie sich verschiedene zunächst unvereinbar erscheinende Stücke zueinander verhalten und ein Ganzes ergeben können, in dem sie einer gemeinsamen übergeordneten Dramaturgie folgen.
Den wichtigsten Arbeitsschwerpunkt bildet für Michael Hirsch jene Gattung, der das Dramaturgische genuin inne wohnt: das Musiktheater, das sein gesamtes kompositorisches Schaffen durchzieht. Von seinem frühen Musiktheater „Il Viaggio“ (1983) über seine große abendfüllende Oper „Das stille Zimmer“ (2000) bis zu seinen jüngsten Opernkomposition wie „Tragicomedia“ (2009) oder „DIDO“ (2016) hat Hirsch sich kontinuierlich mit diesem Genre beschäftigt und zahlreiche Kammer- und Kurzopern geschrieben: Für die „Dresdner Tage für zeitgenössische Musik“ entstanden 2003/4 die Kurzoper „La Didone abbandonata“ und 2006 „Celestina im Gespräch mit sich selbst“. 2005 wurden das Musiktheater „Schatten“ im Auftrag der „Musica Viva“ München sowie die Kammeroper „Eines schönen Tages“ im Auftrag der Staatsoper Hannover uraufgeführt. 2007 komponierte er für die Staatsoper Stuttgart die U-Bahn-Oper „Stationendrama“.
Termine
Termine
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12.12.2024, 00:05
DLF Kultur, "Neue Musik"
Michael Hirsch: "„Porträt Splitter“ für einen Spieler und CD (2009)
Michael Hirsch (Stimme)
Archiv
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10.10.2024, 00:10
br2, "Converto bavarese"
Michael Hirsch: "Tragicomedia"
Neue Vocalsolisten Stuttgart
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28.09.2024, 18:00
KUNSTPUNKT, Berlin
"Fünfgezackt in die Hand -
25 Jahre Edition Juliane Klein" Vernissage• Michael Hirsch: "Lieder nach Texten aus dem Täglichen Leben" für Sprecher
• Hermann Keller: "Sonatine für Violoncello"Christian Kesten (Stimme), Siklas Seidl (Violoncello)
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28.09.2024, 18:00
KUNSTPUNKT, Berlin
"Fünfgezackt in die Hand -
25 Jahre Edition Juliane Klein"Klang- und Videoinstallationen:
• Peter Gahn: "Vom Öffnen des Ortes I"
• Annesley Black: "PULL THE PLUG"
• Elnaz Seyedi: "awakening"
• Michael Hirsch: "Zwischenfälle"
• Hannes Seidl: "Die letzten 25 Jahre in No.1 Hits der deutschen Jahrescharts dargestellt durch Karlheinz Stockhausens Studie 2 5x"Die Ausstellung läuft bis zum 12. Oktober 2024!
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25.06.2024, 20:00
"Unerhörze Musik" im BKA-Theater Berlin
"25 Jahre Edition Juliane Klein"
Doppelporträt Seyedi-Hübner• Elnaz Seyedi: "Nach neuen Meeren" und "Fields of Time – 2nd Field"
• Eloain Lovis Hübner: "Trauma und Zwischenraum 3" und "4 Stücke für erweiterte Posaune"
•Michael Hirsch: "Umbau 1" und "Umbau 2"Ensemble LUX:NM
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05.04.2024, 00:10
Bayern 2, "Concerto Bavarese"
Michael Hirsch: "Tragicomedia"
Neue Vocalsolisten Stuttgart
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15.01.2024, 23:03
rbb Kultur, "Musik der Gegenwart"
Michael Hirsch: "...irgendwie eine Art Erzählung..." für Orchester
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Simone Young -
03.11.2023, 00:10
BR2, "Concerto Bavarese"
Michael Hirsch: "Skizzen Monolog Begleitung " (aus "Das Konvolut") für Sprecher, Klangobjekte und Schlagzeug
Michael Hirsch (Sprecher, Klangobjekte), Stefan Blum (Schlagzeug)
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06.07.2023, 00:10
BR2, Concerto Bavarese
Michael Hirsch: "Schatten"
Ute Wassermann (Stimme), Kammerensemble Neue Musik Berlin, Ltg.: Steffen Tast
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31.05.2023, 19:00
Nationaltheater Kaunas, Litauen
Michael Hirsch: "Intérieur à 1"
Maulwerker