Komponisten
Peter Gahn
Portraittext
Die Musik Peter Gahns ist geprägt von den beiden unterschiedlichen Kulturen, die er intensiv kennen gelernt hat: der japanischen, die er während seines fast achtjährigem Aufenthaltes in Japan studieren und leben konnte, und seiner ursprünglich eigenen Kultur Deutschlands/Europas. Nicht zuletzt als Konsequenz dieses Lebens in zwei Kulturen hat sich als wesentliches strukturelles Moment in Gahns Musik ein heterophones Denken entwickelt, das auf einem Nebeneinander verschiedener Teile, Perspektiven und musikalischer Gedanken basiert.
Bereits früh ist Peter Gahn von der multi-perspektivischen Kunst des Kubismus sowie den pluralistischen Klangkompositionen eines Bernd Alois Zimmermann geprägt worden. In Japan lernte er die Jahrhunderte alte Musik des Gagaku-Orchesters kennen, in der alle Instrumente dieselbe Melodie jeweils etwas anders vortragen.
In Gahns Musik findet sich Heterophonie auf verschiedene Art und Weise umgesetzt: einkomponiert in ein bestimmtes Werk oder in simultan aufführbaren Werkgruppen, deren Einzelkompositionen (auch in Verbindung mit anderen Kunstformen wie Video oder Tanz) in unterschiedlichen Kombinationen gleichzeitig gespielt werden können, ohne dass eine Partitur das Zusammenspiel bis ins Detail synchronisiert.
Als Beispielhaft hierfür können Peter Gahns Kompositionen aus der Werkgruppe „ink, colours and gold on paper“ (2004-2007) gelten, aber auch „mit geliehener Aussicht – Umgebung 1+2“ (1997-2000), „reading unicorn skulls – the town (engraved dreams)“ (1999), „Meinten Sie: RED“ (2006-2008) oder „Nachtsicht (2010-11) folgen diesem Prinzip.
In der 2004 entstandenen Ensemblekomposition „ink, colours and gold on paper I“ finden sich heterophone Strukturen einkomponiert: In dieser Komposition gibt es zwei Gruppen (Flöte, Violoncello, Schlagwerk und Klarinette, Klavier), die mehr oder weniger gleichzeitig dieselbe musikalische Idee in verschiedenen Ausformungen realisieren. Durch das simultane Erklingen dieser verschiedenen musikalischen Darstellungen wird der Hörer aufgefordert, sich zwischen verschiedenen, wenn auch gleichwertigen Hörmöglichkeiten zu entscheiden, immer mit der Möglichkeit verbunden, diese von Moment zu Moment zu wechseln. Konsequent weitergedacht findet sich dieses Prinzip in dem 2005-2007 entstandenen Werkkomplex „ink, colours and gold on paper II und III – surroundings 1 und 2“. Hier handelt es sich um zwei eigenständige Solowerke für Schlagzeug und für Akkordeon sowie zwei simultan dazu spielbare „surroundings“ für Flöte/Cello und für Live-Elektronik, die in beliebigen Kombinationen allein oder simultan aufgeführt werden können.
Wie bereits der Titel dieser Werkgruppe andeutet, sind die Kompositionen von der bildenden Kunst beeinflusst, speziell der japanischen Malerei und den Bildern des Künstlers Tawaraya Sotatsu (17. Jh.) mit ihrem flächigen Hintergrund aus Blattgold mit verschiedenen darauf gemalten Motiven. „Der das Bild beherrschende Hintergrund“, schreibt Peter Gahn, „überstrahlt alles und schließt gleichzeitig den Raum des Bildes zweidimensional ab. Es gibt keine Zentralperspektive, die den Betrachter aus dem Bild heraus leitet, sondern der Hintergrund entmaterialisiert sich durch seine strahlende Ausdruckslosigkeit quasi selber und gibt dem Betrachter die Möglichkeit und den Anstoß dazu, über den sich dahinter befindenden, nicht einsehbaren Raum frei zu assoziieren. Auch in ‚ink, colours and gold on paper’ gibt es keinen Teil, der in allen Bereichen den anderen gegenüber herausragt. Jeder Teil hat ein besonderes Moment und besitzt somit die Möglichkeit, von einem Hörer als der für ihn bedeutendste gehört zu werden, wodurch die anderen Teile in Relation zu diesem wahrgenommen werden.“
Termine
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Archiv
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08.12.2024, 23:03
WDR 3, "Studio neue Musik"
"Raus ins Innere. Der semipermeable Konzertraum", u.a. mit Ausschnitten aus
• Annesley Black: "A sound, a narrow, a channel, an inlet, the straits, the barrens, the stretch of a neck"
• Peter Gahn: "Mit geliehener Aussicht"
• Peter Gahn: "Vom Öffnen des Ortes 1+2" -
15.11.2024
Reaktorhalle, Hochschule für Musik und Theater München
Peter Gahn: "De-escalating Skies I" - Live-Version
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13.10.2024, 00:17
Klärwerk Krefeld
Peter Gahn:
• "In the third space"
• "Looking at the street, the people and the sky 1-3" (UA)Ensemble CRUSH
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12.10.2024, 00:14
Krefeld, Karlsplatz / Altes Stadtbad
Peter Gahn:"Looking at the street, the people and the sky 1-4" und "Looking at the street, the people and the sky 1+3" (UA)
Ensemble CRUSH
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28.09.2024, 18:00
KUNSTPUNKT, Berlin
"Fünfgezackt in die Hand -
25 Jahre Edition Juliane Klein"Klang- und Videoinstallationen:
• Peter Gahn: "Vom Öffnen des Ortes I"
• Annesley Black: "PULL THE PLUG"
• Elnaz Seyedi: "awakening"
• Michael Hirsch: "Zwischenfälle"
• Hannes Seidl: "Die letzten 25 Jahre in No.1 Hits der deutschen Jahrescharts dargestellt durch Karlheinz Stockhausens Studie 2 5x"Die Ausstellung läuft bis zum 12. Oktober 2024!
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11.07.2024
JCC Art Center Seoul
Peter Gahn: "De-escalating Skies I" - Live-Version
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05.07.2024, 00:10
Bayern 2, "Concerto bavarese"
Peter Gahn: "ink, colours and gold on paper II+III - surroundings 2"
Ensemble Reflexion K
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09.06.2024, 17:00
Duisburg, Marienkirche
Peter Gahn: "In einem Atem vier"
Ensemble CRUSH
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02.06.2024
Kunstvilla Nürnberg
Peter Gahn: "Vom Öffnen des Ortes I" (Klang- und Videoinstallation - Ausstellungseröffnung)
Im Rahmen der Jubiläumsausstellung "10 Jahre Kunstivlla" vom 2.6. bis 22.9.2024
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26.05.2024, 18:00
Bochum, Kulturraum Melanchthonkirche
Peter Gahn: "In einem Atem vier"
Ensemble CRUSH