25 Jahre Edition Juliane Klein

Mittwoch 2.10.2024, 19.00 Uhr | Kunstpunkt Berlin


Back on Stage
Instrumente, die ich nie zu spielen lernte [Konzert]


Eloain Lovis Hübner (Diverse Instrumente & Objekte)





Seit ich 2018 von einer Freundin eine alte, undichte, klappernde Klarinette geschenkt bekommen habe, ist die unmittelbare Arbeit am Instrument mehr und mehr zu einem festen Bestandteil meiner Kompositionsprozesse geworden. Viele Stücke sind in der Folgezeit entstanden, die auf ausgiebigen Experimenten mit Instrumenten und Instrumententeilen beruhten: darunter die Klarinette, das (irgendwann auf ungeklärte Weise verschwundene) Klarinettenmundstück, E-Gitarre, Posaune, Violine, Flügel, Cembalo, Harfe u.v.m., außerdem ein stetig wachsender Pool an alltäglichen Objekten und Materialien. Seit etwa 2021 kamen analoge Synthesizer hinzu (Instrumente, die sich ohne unmittelbar-praktischen Zugriff, in reiner „Schreibtischarbeit“, kaum sinnvoll einsetzen lassen) wie auch die Entwicklung differenzierter Mikrofonierungskonzepte.
Im Zuge dieser immer umfassenderen experimentellen „Routinen“ wurde auch mein Wunsch größer, diese nicht bloß als kompositorische Mittel zum Zweck der Partiturerstellung (für andere Ausführende) zu begreifen (also im Bereich des unsicht- und unhörbaren Prozesses zu belassen), sondern daraus eine eigene, eigenständige musikalische Praxis zu entwickeln. Denn mein Zugriff auf Instrumente, die ich „nicht spielen kann“ (bzw. im klassischen Sinne „nie zu spielen gelernt habe“), war gerade aufgrund dieses spieltechnischen Dilettantismus in hohem Maße frei von einstudierten Konventionen. So konnte ich im ganz unmittelbaren, unvoreingenommenen und unverstellten Umgang mit dem Instrument – in all seiner haptischen Objekthaftigkeit – Resultate erzielen, deren Reproduktion Musiker:innen, die dieses Instrument professionell spielen, u.U. große Mühen eines Instrumenten-Verlernens kosten. Mir wurde klar, dass die Übersetzung vom Experimentieren ins Schreiben ins Reproduzieren durch eine andere Person eine neuerliche, spürbare Distanz schaft, in der ein bestimmter Reiz des Unmittelbaren und gänzlich Entkonventionalisierten verloren geht. Doch gerade diesen wollte ich ja einfangen.

Im Frühjahr 2023 produzierte ich das einstündige Album n.o.t.i.o.n.s, für das ich in einem Schichtungsverfahren auf Violine, Klarinette, Posaune, Akkordeon, E-Gitarre, Korg MS20-mini und diversen Objekten improvisierte und zudem Aufnahme sowie Postproduktion in vollständiger Eigenregie durchführte. Diese Arbeitsweise wie auch das entstandene Resultat überzeugten mich in vielfacher Hinsicht. Daher wage ich nun den nächsten Schritt, ein Experiment: Ich traue mich, nach vielen Jahren, „zurück auf die Bühne“.





Eloain Lovis Hübner (*1993) ist Komponist*in und seit 2021 Kurator*in des Festivals Musik 21 in Niedersachsen und Sprecher*in des deutschlandweiten Netzwerks Freies Musiktheater. Seit 2018 hat Eloain Lehraufträge für Komposition und interdisziplinäre Praxis an der Universität Gießen und an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. (mehr)


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