Komponisten

Hermann Keller

Hermann Keller
Portraittext

„Harmonie ist das Ausschreiten der Grenzen.“ Diesen Satz hat Hermann Keller geprägt. „Wer sich nicht in die Nähe der Grenzen wagt, wer sich ängstlich bemüht, in der Mitte zu bleiben, der wird sich nicht dort, nicht im Zentrum seiner selbst wiederfinden, sondern abseits irgendwo hingeworfen an einen zufälligen Ort.“
Diese Einstellung ist zentral für Kellers Musik. So ist z.B. die Uraufführung seines Konzertes für Klavier und Orchester mit ihm selbst als Solisten 1984 in Leipzig von denen, die dabei gewesen waren, noch heute als „denkwürdiges Ereignis“ in Erinnerung. Das kontemplative Konzert-Ritual wurde durch die performative Kraft des musikalischen Geschehens auf zugleich verstörende und befreiende Weise aufgebrochen. Mehr als 20 Jahre später schrieb Stefan Amzoll anlässlich der Uraufführung von Kellers 2. Klavierkonzert, dem „Konzert für Klavier und 13 Instrumentalisten“ (2006): „Immer seltener werden Stücke, in denen es bebt und kreatürlich singt und die Bitternis der Zeit sich ausspricht. […] Vorsichtig eingearbeitete Gamelan-Anklänge des präparierten Flügels verweben zu Beginn des Konzertes mit eigentümlichen Dur-Moll-Spannungen. Doch unausweichlich kommt, was kommen muss: heillose Mobilität, ächzende Scherzi, wahnwitzige Improvisation, aufgesprengt durch Felder widersprüchlicher Ruhe – Temperierungen zwischen heiß und kalt, Himmel und Hölle.“ „Klangliche Exzesse“, so Keller, „die wir auf andere Weise leider in der Gegenwart erleben“.

Grenzen auszuschreiten versucht Keller schon durch die Vielfalt seiner Arbeitsgebiete. In der DDR wurde er vor allem durch die Verbindung von Komposition und Improvisation bekannt. Sein Berliner Improvisations-Quartett bzw. -Trio gehörte dort zu den wichtigsten Gruppen des freien Jazz und spielte auch auf Festivals in der Bundesrepublik. Seine Arbeit mit verschiedensten Improvisationsmodellen hat er stets fortgesetzt und lässt sie im Hermann-Keller-Quartett neu aufleben.

Kellers kammermusikalischen Werke sind subtil ausgehört und präzise proportioniert. In seinen „Schumann-Metamorphosen“ (1996) für Violine und Klavier führt Keller den Hörer in eine durchdachte und klare Klangwelt, ohne dass der Rekurs auf die Romantik auch nur in die Nähe bloßen Zitierens gerät. In seinem Sextett „Es war. Es ist. Wird es sein?“ (2001) verschränkt er musikalische Linien und einfache Motive zu einem raffinierten Geflecht und beleuchtet so die traditionelle musikalische Sprache auf neue Weise.

Als Pianist hat Keller zahlreiche Kompositionen für präparierten und unpräparierten Flügel geschrieben, darunter drei Klaviersonaten. Hinzu kommt Unterrichtsliteratur, z.B. das mehrteilig angelegte Werk „Von der Herkunft der Rhythmen“, aber auch eine „Neue Musiklehre“, ein Projekt, dass ihn seit seiner Studienzeit beschäftigt und dass darauf abzielt, Klarheit in kompositionstechnischen Fragen auch der Neuen Musik zu erreichen.

Termine

Termine

Archiv

  1. 24.01.2024, 20:00

    Gewandhaus Leipzig, Mendelssohn-Saal

    Hermann Keller: "Ich ... Du" (eine Lasker-Schüler-Collage)

    Julia Sophie Wagner (Sopran), Steffen Schleiermacher (Klavier)

  2. 12.11.2023, 16:00

    Klangwerkstatt Berlin, Kunstquartier Bethanien

    Hermann Keller: "Animalische Stimmen" und "Die schlagenden Klarinettisten I + II"

    Kreuzberger Klarinettenkollektiv & Schüler:innen der Klarinettenklasse Jürgen Kupke

  3. 09.07.2023, 18:30

    Randfestspiele, Zepernick

    Hermann Keller: "Szene für Trompete und Orgel"

    Damir Bacikin (Trompete), Thomas Noll (Orgel)

  4. 10.06.2023, 10:30

    Eberswalde

    Hermann Keller: "Prangere an: die Zerstörung der Erde, aber genieße was noch übrig ist" - Szenen für Solo-Violine

    Antje Messerschmidt (Violine)

  5. 18.05.2023, 18:00

    "intersonanzen", Potsdam

    Hermann Keller: "Prangere an: die Zerstörung der Erde, aber genieße was noch übrig ist" - Szenen für Solo-Violine

    Antje Messerschmidt (Violine)

  6. 06.05.2023, 13:00

    "Neuköllner Originaltöne", Genezarethkirche Berlin

    samstag, 6.5.2023
    Herrmann Keller:
    • "Für Franz" (2010)
    • "Animalische Stimmen" (1997)
    • "Szene für Solo-Klarinette Nr.1" (1981)
    • "Die schlagenden Klarinetten I+II" (2000)

    Eva Kroll, Alexander Nikolai, Franz Knörnschild, Jürgen Kupke, Edda Hohberg, Thorsten Müller (KLarinetten)

  7. 02.04.2023, 17:00

    Vortragssaal der Musikschule Heidenheim

    • Hermann Keller: "Seele im Wasser 2"
    • Joanna Wozny: "Die Spur der Welle"

    Ensemble "Audite Nova"

  8. 27.01.2023, 19:00

    KoFabrik Bochum, Stühmeyerstraße 33

    Hermann Keller: "Ihr sollt die Wahrheit erben!" für sprechende Cellistin nach dem gleichnamiten Buch von Anita Lasker-Wallfisch

    Christiane Conradt (Violoncello)

  9. 27.06.2022, 22:00

    MDR Kultur

    „Der Traum vom Glück“ - Hörspiel nach "Der goldene Topf" von E.T.A. Hoffmann (Komposition: Hermann Keller)

    Mitwirkende: Horst Liepach (Regie), Rainer Schwarz und Reimund Frenzel (Bearbeitung), Produktion: Rundfunk der DDR 1979

  10. 15.06.2022, 20:00

    Gewandhaus Leipzig, Mendelssohn-Saal

    Hermann Keller:"Schumann-Metamorphosen" und "Keimblätter"

    Ensemble Avantgarde, Steffen Schleiermacher: Klavier/Leitung/Moderation

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